Eine scharfe Sache

Was Frank Hentschel sich in den Kopf setzt, zieht er auch durch. Schon bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz war das so: Nach einem Praktikum in einer Wasser- Rückschüttmühle im Sauerland wollte er unbedingt dort das Müllerwesen lernen – und setzte sich durch. „Diese Mühle war in ihrer Art sehr exotisch. Es handelt sich um eine Wasserturbinenmühle mit nur einem Mahlwerk, in das über ein Rückführsystem Mehle bis zum gewünschten Mahlgrad immer wieder zurückgeschüttet werden“, erinnert sich Frank Hentschel. Nach einigen Wanderjahren als Geselle, in denen er in einer Gewürzmühle, einer Weizenmühle und bei einem Maschinenbauer arbeitete, ging er an die Müllerschule, um dort Meister und Techniker zu werden.

Dort hörte er sich Mitte der neunziger Jahre einen Vortrag der Firma Fuchs über Gewürze an – er hatte hier bereits vorher gearbeitet. Aus dem Kontakt ergab sich ein Vorstellungsgespräch und schließlich eine Anstellung: Direkt nach dem Abschluss ging Hentschel in die USA, um in Baltimore das US-Geschäft zu führen. Nach einiger Zeit wechselte er zu McCormick, dem Weltmarktführer für Gewürze. „Gewürzmühlen sind etwas ganz Besonderes und nur wenige Menschen auf der Welt kennen sich damit so gut aus wie ich“, sagt Hentschel ganz selbstverständlich.

Sein Beruf hat ihn schon um den ganzen Globus geführt: Australien, Indien, die Türkei und Dubai sind nur ein kleiner Ausschnitt aus seiner persönlichen Weltkarte. Der Grund ist einfach: „Gewürze werden heute nicht mehr ungereinigt und roh verschickt, sondern vor Ort verarbeitet. Das bedeutet natürlich, dass beim Erzeuger eine entsprechende Verarbeitung aufgebaut werden muss.“ Die Produktion muss den Rohmaterialien und der Mischung angepasst werden. Hentschel nennt ein Beispiel: „Bei Currys mischen wir erst die Rohstoffe, mahlen sie zusammen und mischen anschließend ein weiteres Mal, um ein homogenes Endprodukt zu bekommen.“

Anspruchsvoll sind auch die Rohstoffe. „Ingwer zum Beispiel ist eine Wurzel. Beim Wachstum im Erdreich können Steinchen oder andere feste Partikel einwachsen, die das Mahlwerk beschädigen und die Qualität des Produkts beeinträchtigen können. Ebenfalls trickreich ist Zimt. Hierbei handelt es sich um eine Rinde und auch sie kann Fremdkörper enthalten. Bei der Verarbeitung beider Gewürze müssen wir den Mahlprozess anpassen und besonders gut aufpassen.“ Sein Spezialwissen hat Frank Hentschel 2016 in ein eigenes Unternehmen eingebracht. Er plant nun weltweit Mühlenbetriebe – Neubauten, Umbauten und Modernisierungen. „Ich konzentriere mich jetzt auf Projektarbeiten im Mühlenwesen“, erzählt er. Seine Spezialität ist natürlich: die Gewürzmühle.

Frank Hentschel

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