Diese Region hat in vielerlei Hinsicht Schwein: Im Oldenburger Münsterland werden Schweine sowohl für den inländischen Bedarf als auch den Export gemästet. Für deren Versorgung sind die örtlichen Mischfutterwerke von entscheidender Bedeutung – unter anderem das der Familie Austing.
Damme-Oldorf liegt mitten im sogenannten Schweinegürtel: die Region zwischen Vechta und Cloppenburg, die deutschlandweit die meisten Tiere in der Schweinemast aufweist. Bereits von weitem sichtbar steht auf einer kleinen Anhöhe das Mischfutterwerk Austing – der ideale Platz für die ehemalige Windmühle, die vor mehr als 100 Jahren den Ursprung des heutigen Mischfutterwerkes legte. „1911 hat mein Großvater die Windmühle gebaut, die damals sowohl als Mehl- als auch als Futtermühle diente“, berichtet Bernhard gr. Austing, der den Betrieb seit 1977 leitet. Früher gehörte noch eine eigene Schweinemast zum Unternehmen – doch im Laufe der Zeit hat sich der Familienbetrieb ausschließlich auf die Mischfutterproduktion konzentriert.
Nach dem zweiten Weltkrieg entstand ein modernes Mischfutterwerk, denn im Rahmen des Marshallplans konnten verbilligter Mais und Milokorn für die Schweinemast eingesetzt werden – das machte die Veredelungswirtschaft für die Region sehr interessant und legte den Grundstein für die bis heute hohe tierische Bestandsdichte. Aus der Zeit stammt auch die Zusammenarbeit mit der Landschaftlichen Bezugsgenossenschaft Damme (LBD), die noch heute den größten Auftraggeber des Mischfutterwerkes darstellt. Das Mischfutterwerk wurde seitdem permanent baulich erweitert, die historischen Gebäude wurden dadurch im Laufe der Um- und Anbauten verdrängt.
Regional aufgestellt
„Wir sind heute ein reiner Lohnhersteller ohne eigene Marke“, erläutert Bernhard gr. Austing das Geschäftsmodell. „Wir produzieren etwa 280.000 Tonnen Futter im Jahr, davon rund 90 Prozent Schweinefutter. Die verbleibenden zehn Prozent entfallen auf Rinder- bzw. Geflügelfutter. Die überwiegende Menge unserer Erzeugnisse wird im Umkreis von 30 Kilometern verfüttert.“ Dennoch ist das Sortiment sehr umfangreich: Etwa 300 verschiedene Mischungen produziert das Mischfutterwerk, da die Landwirte sehr individuelle Ansprüche haben – von der günstigen Grundbedarfsmischung bis zum Spezialfutter ist alles dabei, hinzu kommen individuelle Mischungen für einzelne Höfe. „Um dem gerecht zu werden, sind wir vor allem auf kompetentes Personal angewiesen.“
Daher bildet der Betrieb seit 2004 selbst Müller aus und schickte seine Gesellen in der Vergangenheit bereits mehrfach zur DMSB in Braunschweig. Diesen Weg ist auch Simon gr. Austing gegangen, der jüngste Sohn, der den Betrieb gerne einmal übernehmen möchte. Nach der Müllerlehre bei der Agravis in Münster hat er die Fortbildung zum Techniker für Mühlenbau, Getreide- und Futtermitteltechnik an der Deutschen Müllerschule durchlaufen. Aktuell studiert er in Göttingen im Masterstudiengang Agrarwissenschaften, um seine Kenntnisse in den Bereichen Tierernährung wie auch Betriebswirtschaft weiter vertiefen zu können. Nach seinem Studium möchte er in einem anderen Mischfutterunternehmen weitere Erfahrungen sammeln, bevor er nach Hause zurückkehrt. Der Vater ist überzeugt: „An der DMSB werden die nötigen Grundlagen für die Mischfutterproduktion vermittelt.“ Er kann sich auch gut vorstellen, dass er den nächsten Betriebsleiter unter den Absolventen sucht.
Trend zur Individualisierung
„Wir merken einen deutlichen Trend hin zu einer steigenden Zahl an Mischungen, die dann in kleineren Mengen produziert werden – diese Entwicklung ist mit einem immensen Mehraufwand für uns in den Verfahrensabläufen verbunden“, beobachtet Bernhard gr. Austing. „Hinzu kommt die Herausforderung der Just-in-Time-Produktion. Die Landwirte rufen morgens an und wollen abends das Futter bereits in ihrem Silo vorfinden. Das stellt hohe Anforderungen an das Personal und die Produktionsplanung.“ Simon sieht der Zukunft, bedingt durch erschwerte Rahmenbedingungen und wachsenden Konkurrenzdruck, gespannt entgegen, vertraut aber unter anderem auf seine Ausbildung an der DMSB: „Ich kann nur jedem empfehlen, der später den elterlichen Betrieb übernehmen, Produktionsleiter oder Ähnliches werden möchte, die DMSB zu besuchen – die zwei Jahre lohnen sich auf jeden Fall. In erster Linie natürlich fachlich bedingt durch die umfassenden Lehrinhalte, zudem ist es eine sehr schöne Zeit!“