Braunschweig zählt heute europaweit, nicht nur gemessen am Bruttoinlandsprodukt, zu den führenden Standorten für Forschung und Entwicklung. Dass dies auf eine lange wissenschaftliche Tradition und historischen Entdeckergeist trifft, zeigen folgende Beispiele herausragender Persönlichkeiten der Stadt Braunschweig.
Sein Konterfei sollte den meisten noch vom 10-D-Mark- Schein bekannt sein und auch die nach ihm benannte Normalverteilung oder der Integralsatz werden noch heute in der Schule gelehrt: Carl Friedrich Gauß (1777–1855) gehört zu den weltweit wichtigsten Mathematikern, Physikern und Astronomen. Viele seiner von ihm entwickelten Formeln und Lehrsätze haben bis heute Gültigkeit. Auf Anregung von Alexander von Humboldt erforschte der einstige Mathematik-Wunderknabe ebenso den Erdmagnetismus und leitete die Sternwarte in Göttingen. Bis heute wird zur wissenschaftlichen Ehrungen die Carl-Friedrich-Gauß-Medaille der Braunschweigischen Akademie verliehen.
Als Pionier des Lastkraftwagen- und Omnibus-Baus gilt Heinrich Büssing (1843–1929). Sein theoretisches Wissen stammte dabei „nur“ aus einer Gasthörerschaft im ehrwürdigen Collegium Carolinum. Der Besitzer von fast 250 Patenten und Gründer der Büssing AG setzte zunächst im Bereich des Baus von Eisenbahnsignalen und Stellwerken neue Maßstäbe. Im Alter von 60 Jahren schwenkte der rastlose Unternehmer auf den Bau von Lastwagen und Omnibussen um. Bereits 1904 richtete er zur Erprobung seiner Fahrzeuge die erste, 15 Kilometer lange Kraftomnibuslinie der Welt zwischen Wendeburg und Braunschweig ein, vier weitere im Harz folgten. 1909 erweckte Büssing hierfür die „Automobil- Omnibus-Betriebs-Gesellschaft Braunschweig“ zum Leben, die 1919 zur Kraftverkehrsgesellschaft Braunschweig (KVG) wurde. Die Büssing AG ist seit 1971 Teil der MAN-Unternehmensgruppe. Die nach ihr benannte Heinrich-Büssing-Berufsschule befindet sich in Braunschweig Tür an Tür mit der DMSB.
Pioniere der Mühlentechnik
Ernst Amme (1863–1930) wurde als Müllerssohn seine Passion bereits in die Wiege gelegt. Er zählt zu den prägenden Namen in der modernen Müllereitechnik. Zusammen mit seinen ehemaligen Mit-Kommanditisten aus der Braunschweiger „Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt G. Luther“, Carl Giesecke und Julius Konegen, gründete er 1895 die Mühlenbauanstalt „Amme, Giesecke und Konegen“. Die AGK fusionierte 1925 mit vier anderen Unternehmen zur MIAG, der Maschinen und Industrie AG. Nach zwei Jahren kamen die ersten MIAG-Maschinen auf den Markt, in denen das Know-how und die Patente aller Vorgängerfirmen zusammenflossen.
Der erste Walzenstuhl war das Modell GN, aus dem AGK-Stuhl G weiterentwickelt. Im ersten MIAG-Plansichter arbeiteten der Freischwinger von Konegen, die Reiterbürste von Luther und der Einlegerahmen der Gebrüder Seck zusammen. Weitere erfolgreiche Innovationen waren die Getreidevorbereiter und der Walzenstuhl HN mit Servoregulierung. Die MIAG wurde mit diesen fortschrittlichen Maschinen die bedeutendste Mühlenbauanstalt der Welt. Nach einer turbulenten Unternehmensgeschichte wurde die MIAG 1972 von der Firma Bühler übernommen, die bis heute Hidden Champion in der Getreideverarbeitung und einigen anderen Geschäftszweigen ist. Ernst Amme bleibt durch die gleichnamige Medaille für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Müllereitechnologie in Erinnerung.